(vom 16.05.2022)
Nach wie vor ist Erdgas einer der wichtigsten Rohstoffe für die Funktionsfähigkeit der entwickelten Volkswirtschaften. Doch dass das auch in der ferneren Zukunft so bleibt, ist keine ausgemachte Sache! Das zeigte sich unter anderem anlässlich der Handelsblatt-Stadtwerketagung.
Hier blieb bei vielen vor allem der Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), Dr. Patrick Graichen, als Redner in Erinnerung. Denn Graichen zeigte sich sehr kritisch, was die Zukunft der Gasinfrastruktur betrifft: „Wasserstoff wird bei der Strom- und Wärmeproduktion in KWK-Anlagen eine Rolle spielen. Bei der Nutzung in Einzelheizungen bin ich skeptisch. Dafür ein Gasverteilnetz aufrechtzuerhalten, halte ich nicht für zukunftsfähig“. Die Aufgabe der Stadtwerke, die diese Netze oftmals vor Ort unterhalten, sieht Graichen nun darin, „den Rückbau der Gasnetze zu planen und den Umbau auf Wärmenetze“ zu organisieren.
Diese Positionierung führte erwartungsgemäß zu heftiger Kritik. Stellvertretend für die Branche nahm sich Michael Riechel, Präsident des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), den Staatssekretär vor. Laut Riechel seien die Aussagen „an Dreistigkeit und Ignoranz nicht zu überbieten“. Stadtwerke jetzt aufzufordern, den Rückbau der Gasnetze zu planen, sei grob fahrlässig.
Aktuell bleibt das Thema auch, weil Vorbereitungen auf eine mögliche Liefersperre sich teilweise schwierig gestalten. Denn teilweise hintertreibt der zentrale Akteur Gazprom alle Bemühungen. So ist nicht nur Deutschland von leeren Speichern betroffen. Auch in Österreich zeigt sich, dass der Gasspeicher in Haidach, ähnlich wie der größte deutsche Gasspeicher in Rheden im Besitz der Gazprom, wegen ausbleibender russischer Lieferungen nicht befüllt wird. Die österreichische Regierung will nun Maßnahmen ergreifen, um die Nutzung durch andere Firmen sicherzustellen. Der Gasspeicher in Haidach ist einer der größten Untertage-Erdgasspeicher Europas und dient der Versorgung Deutschlands wie auch der Bundesländer Tirol und Vorarlberg.